Werte Foristinnen, Foristen, Mitleser und Mitleserinnen,
ich begrüße Euch heute zur aktuellen Literaturkritik zum Sonntag.
Heute stelle ich die "Sonderausgabe mobile Kundenmagazin der Braunschweiger Verkehrs-AG" vor.
Das Heft (DIN A4, geheftet, Farbdruck) war heute zusammen mit dem druckfrischen samstäglichen Real- und Penny-Altpapier eingeschweißt in einer Polyethylenhülle im Briefkasten.
Gleich auf Seite drei ist das Konterfei unseres geliebten Fü...äh Herzogs äh Oberbürgermeisters zu sehen, gleich daneben sein Grußwort zu dieser Sonderausgabe des Kundenmagazins. Er freut sich riesig über das tolle Geschäftsergebnis, was die Verkehrs-AG im letzten Geschäftsjahr erbracht hat.
Dieses überragende Ergebnis hat offensichtlich auch die Marketingabteilung der Verkehrs-AG beflügelt, überhaupt so ein Heft erstellen zu lassen und großflächig zu verteilen.
Was steht denn nun drin in der Druckschrift?
Das Werk ist in drei verschiedene Kapitel aufgeteilt:
- Mein Braunschweig, meine Verkehrs-AG
- Ihre Mobilität
- Unsere Zukunft
Darin werden verschiedene Mitarbeiter und Kunden der Verkehrs-AG vorgestellt und befragt. Die Interviewten scheinen so glücklich zu sein, dass auch ich mich mal von der Verkehrs-AG transportieren lassen sollte. Der potentielle Kunde erfährt, dass es dazu Busse und Trams gibt. Extra-Abokarten und Seniorenticket werden beiläufig erwähnt. Nur wann und wohin ich mich fahren lassen kann ist nur ansatzweise dargelegt. Es gibt keine Fahrpläne, keine Tarifübersicht und auch kein Liniennetz. Kurzum, es gibt keine verwertbaren Beweise zur Leistungsfähigkeit des Verkehrsunternehmens. Auch wie sich der ÖPNV zukünftig in Braunschweig entwickeln soll, RegioStadtBahn und so, wird leider mit keiner Silbe erwähnt. Die schönen Fotos und die hervorragend gelungene Seite mit den Wappen aller Stadtbezirke Braunschweigs haben verhindert, dass das Heft dreißig Sekunden eher auf dem Haufen zur Entsorgung freigebener Reklame und Zeitungen gelandet ist.
Aber immerhin hat die Erstellung dieses Werks für einige Stunden Arbeitsplätze bei der Max Fields GmbH, bei einer unbekannten Druckerei und bei der Deutschen Post AG gesichert. Dieses soziale Engagement der Verkehrs-AG sollte nicht unbeachtet bleiben.
Weiterhin bin auch ich darüber erfreut, dass das Geschäftsergebnis der Verkehrs-AG so blendend ausgefallen ist, dass sich das Unternehmen diesen Literaturversuch lächelnd leisten konnte. Daher bin ich überzeugt, dass die Fahrpreise im nächsten Jahr nicht mehr weiter erhöht werden müssen.
Es grüßt
Marcus